Freitag, 25. Januar 2013

Das weiße Gold

Entschuldigt, den folgenden Artikel wollte ich eigentlich vor meinem Besuch noch absenden. Das hab ich leider nicht geschafft, daher mach ich das jetzt in der "Pause" zwischen meinen Besuchen. Mein Freund Max hat heute morgen Uganda verlassen am Sonntag werden meine Eltern ugandischen Boden betreten. Nur damit ihr Bescheid wisst warum es in letzter Zeit so still war und in den kommenden Wochen nicht wirklich anders sein wird. Entschuldigt dies bitte, keine Sorge, danach werde ich euch mit touristischen Blogeinträgen und Bildern überhäufen, bis dahin bleibt euch leider nur dies.

Zum Arbeitsbeginn des neuen Jahres gab es direkt ein großes Ereignis. Vor unserem Office stapelten sich schon Säcke Arbeit. Im wahrsten Sinne des Wortes. John, mein Chef, besitz eine Farm und ziemlich viel Land, neben Hühnern, Schweinen und Kühen, besitzt er auch unzählige Maisfelder. Zum neuen Jahr hatten uns die Arbeiter auf der Farm ein Geschenk dagelassen und zwar ein Drittel der Maisernte. Nun bestand die Aufgabe darin den Mais vom Kolben zu trennen, zu trocknen und anschließend wieder in die Säcke zu packen und ihn zu verkaufen. Wer hat schonmal mehrere Tonnen Mais vor Augen gehabt? Ich schon! Kann ihm Nachhinein aber sagen, die Arbeit ist die Hölle, trotzdem ziemlich geiles Gefühl wenn man Knöcheltief im Mais steht.
Angefangen hat es also mit dem Trennen des Mais vom Kolben, hierzu hatten wir glücklicherweise eine Maschine. Die hat jedoch alle paar Stunden schlapp gemacht bis wir dann nachmittags das Problem gelöst hatten. Während die Kolben aus der Maschine geschossen kamen, erinnerte mich ein wenig an das Tennistraining mit der Ballmaschine, kam auf der anderen Seite der Mais raus. Nun um den zu trocknen brauch man natürlich viele Planen auf dem man den Mais ausbreiten kann. Nach einem halben Tag Arbeit war dann klar, die Einfahrt von unserem Office reicht einfach nicht. Bis zum abend hatte John aber die Idee. Wir packen einfach den ganzen Mais aufs Fußballfeld. Also durften wir den Mais erstmal wieder in Säcke packen und mit nem LKW laden um ihn dann auf dem Fußballfeld wieder verteilen zu dürfen. So kam es übrigens dazu, dass wir die ein oder andere lustige Trainingseinheit hatten. Nach Zwei bis Drei Tagen war der Mais dann trocken, sodass er wieder in Säcke gepackt werden konnte und endlich verkaufsbereit war. Im Moment kümmern wir uns um den „Abfall“, die Kolben werden zerschreddert um dann als Tierfutter zu dienen, heißt alle Kolben in Säcke um sie zum „Kolbenwolf“ (keine Ahnung wie man die Maschine nennen soll) zu bringen. Man muss nebenbei sagen, dass Abdul und Ich eher weniger Arbeit verrichtet haben. John hatte einige Tagelöhner angeheuert und natürlich hat er auch zwei Festangestellte die für solche Arbeiten zuständig sind. Die Männer arbeiten auch wesentlich effektiver als Ich, Abdul mag körperliche Arbeit nicht so gerne, das merkt man auch. Nebenbei für einen ganzen Tag harte Arbeit bekommen die Tagelöhner 10000 UGX, umgerechnet gute drei Euro. Das ist der Standardsatz für ungelernte Arbeiter. Nur um das mal in eine Relation zu setzen.
Der Kilo Mais kostet 600 UGX, wir haben jetzt schätzungsweise 2,5 Tonnen Mais verarbeitet.
Heißt John macht einen Gewinn von 1,5 Millionen UGX. An einem Tag hatten wir 12 Arbeiter, von denen vier mehr als einen Tag gearbeitet haben. Selbst wenn ein paar mehr als 10000 UGX/Tag bekommen haben übersteigen die Personalkosten nicht 300000 UGX. Die Maschine besitzt John, ebenso hat er den LKW von der Orga von seiner Frau benutzt, bleiben Spritkosten und sonstige Ausgaben, lassen wir das mal 200000 UGX sein. Bleibt ein Umsatz von einer Million UGX, die einzig und allein an John geht. Keine Sorge, die Saatkosten decken sich laut Abdul ungefähr mit dem Gewinn durch den Verkauf der Kolben.
Entschuldigt wenn ich euch mit dieser Rechnung auf die Nerven gehe, aber ich muss immer daran denken wieviel die Besitzer verdienen, obwohl sie im Prinzip keine Arbeit verrichten sondern nur arbeiten lassen. Ich frage mich immer warum ist das so, dass John so reich ist und die andern so arm? Ich glaube inzwischen an die andauernde Aussage meiner Freunde und Bekannten „It's all about the money“. John hat irgendwoher Kapital bekommen, dass er sinnvoll eingesetzt hat, das könnten andere aber auch...
Ich will John gar nicht schlecht machen, aber irgendwie schockierend. Ich fühl mich noch schlechter, aber nebenbei hab ich auch „Geld verdient“. Ich hab für meine Mithilfe 5000 UGX bekommen, ich konnte sie nicht ablehnen, also habe ich dafür Getränke für mich und meine Arbeitskollegen gekauft. Ein ganz komisches Gefühl, eigentlich arbeite ich für eine NGO und versuche irgendwas für die Menschen zu tun, die ein schwieriges Leben führen, stattdessen helfe ich mit meinen Boss noch reicher zu machen...

Bilder folgen.


PS: Um einige zu beruhigen. Mein Bilharziose-Test war negativ, also alles locker vom Hocker;)

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