Dienstag, 16. Oktober 2012

Unabhängigkeit

Erstmal muss ich mich entschuldigen für die lange Sendepause.
Seit dem letzten Blog war ne Menge los und irgendwie kam ich in den letzten Tagen nicht dazu davon zu berichten, also will ich das jetzt mal tun.
Ich beginne beim vorletzten Montag den 8.10.2012. Ein besonderes Datum für die Bugander, ja ihr habt richtig gehört, die Bugander sind der größte Volksstamm hier in Uganda. Sie feiern ihren Unabhängigkeit, Wiederaufleben, Vereinigung, jeder hatte da seinen eigenen Grund. Auf jeden Fall feiern die Bugander an dem Tag. Aus dem Grund hatte mein Chef mit ordentlich Kohle ein Programm für seine Stammesmitglieder organisiert. Morgens fand ein Radrennen statt. Kaum zu glauben, aber wirklich wahr. Ein geile Sache, allen hat es Spaß gemacht, ich bin mit dem Auto hinterher um die einzusammeln deren Schrottmü... ähh deren Fahrräder die Tour nicht mitmachten.
Anfangs ärgerte ich mich noch, dass ich dem Wunsch meiner Kollegen nachgekommen bin mitzufahren. Nachdem wir die Strecke abgefahren sind danke ich allen Göttern, dass ich nicht zugesagt habe. Trotz des relativ frühen Starts (10:30 Uhr) hatte sich die Sonne gedacht „Heute hauen wir mal einen raus“. Ich vermute angenehme 30 Grad. Nach circa 2 Stunden war der erste im Ziel. Bei dem Affentempo das die Jungs vorlegten könnt ihr euch jetzt selbst denken wie lang die Strecke war. Nach der Siegerehrung bei der es ein Fahrrad für den Gewinner und massig Zubehör für die anderen gab, war der erste Programmpunkt abgehakt und die Stimmung perfekt für das anstehende Netball- und Fußball-Finale. So gingen alle fröhlich ihr Lunch einnehmen um sich dann pünktlich um 15 Uhr zum Beginn des Netball-Finals auf dem Feld einzufinden.
Um 14 Uhr dann der Stimmungskiller. Unsere Veranstaltung war im Vorfeld angemeldet und abgesegnet worden, sowohl von der bugandischen, als auch von der ugandischen Regierung. Nun fiel Museveni und Co aber ein „Ne das finden wir doch doof“ und verboten weitere Veranstaltungen am heutigen Tag. Die Begründung war schlicht, die Regierung wolle nicht, dass die Menschen ihren Stammesfeiertag feiern sondern den ugandischen Nationalfeiertag am 9.10.2012. Fakt ist, dass die ugandische Regierung die bugandsiche Führung zwar toleriert aber immer wieder gerne klarstellt wer die Macht und das Sagen hat. In meinem Kopf macht sich der Vergleich von zwei Geschwistern breit, immer wieder muss der große Bruder dem Kleinen mal eine mitgeben, damit der schon behält wer der Stärkere ist und das Sagen hat. Lächerlich. Aber leider nicht zu ändern. Der Tag wurde dann mit Frustsaufen beziehungsweise offiziell einer Privatfeier bei John, also bei mir auf dem Compound zu Ende gebracht. John hat natürlich alles bezahlt. So war es nicht verwunderlich, dass um 16 Uhr die ersten schon mehr als einen drüber hatten. Mich störte das überhaupt nicht, Betrunkene erzählen lieber die Wahrheit und reden generell mehr. So hatte ich einige interessante Gespräche über Politik, Situation von Dörflern und Bewohner aus Buwama und natürlich auch Spaß bei Dummheiten die dann veranstaltet wurden.

So weiter geht es mit dem Ereignis der Ugander dieses Jahr, am 9.10.2012 war es dann soweit, 50 Jahre Unabhängigkeit. Einiger meiner Mitfreiwilligen berichten über die politische und ökonomische Entwicklung Ugandas in den letzten 50 Jahren. Ich bin dazu zu faul. ;) Und verweise auf deren Blogs, Google oder wenn ihrs erzählt bekommen wollt auf meine E-Mail-Adresse;)
Ich fuhr schon frühmorgens nach Kampala um an dem Spektakel teilzunehmen. Trotz dieses Riesenereignisse wurde eigentlich nur in Kampala gefeiert. Meine Arbeitskollegen haben den ganzen Tag genutzt um zu chillen oder sich mit Freunden und Freundinnen zu treffen, gefeiert wurde ausserhalb Kampalas aber eigentlich nicht.
Dafür in Kampala um so mehr. Alles in schwarz, rot, gelb, ugandische Flagge halt. Die Mittelstreifen mit frischen Rollrasen ausgelegt. Eine Stadt putzt sich raus. Die große Feier fand dann im Independence Park statt auf der ein Stadionähnliches Gerüst aufgebaut wurde, Bühne, Tribüne usw. und sofort. Trotz der Warnung vor Terroranschlägen unserer netten Botschaft sind wir (einige Freiwillige hab ich in Kampala getroffen) dahin. Bei dem Polizei und Armeeaufmarsch hätte ich mir das zweimal als Terrorist überlegt. Nunja nachdem unsere Kameras der Eintritt auf das Gelände verweigert wurde, entschied ich lieber die Atmosphäre draußen zu geniessen, als mir das Gedränge und das Gerede der Staatsoberhäupter der Nachbarländer anzutun.
Highlight war eigentlich die „Flugshow“, drei Jagdflugzeuge trieben ihre Späße in der Lüfte und einige mal auch sehr, sehr, sehr nahe über dem Boden. Sodass Ohrenzuhalten nötig wurde. Die in Nationalfarben hinterlassenen Rauchfahnen hinterließen ein schönes Bild.
Insgesamt kann man sagen, dass die „Super-Feier“ im Independence Park eher uninteressant war, dennoch fand ich den Tag super, die Stimmung, die Atmosphäre, war schon echt was besonderes. Man kann halt nicht jedes Jahr 50 Jahre Unabhängigkeit feiern.
Kehrseite des Tages, im Vorfeld protestierte die Opposition mehrfach und forderte zum Boykott des Feiertages. Die Demos waren teil unangemeldet, sodass sie polizeilich und nicht gerade gewaltfrei aufgelöst wurden. Aus Sicherheitsgründen. So wurden dann auch etliche Oppositionsführer festgenommen und nach Fort Portal gebracht, aus Sicherheitsgründen...
Die Stimme der Opposition wird immer lauter, die vielen jungen gebildeten Menschen erheben ihre Stimme. Museveni hingegen veröffentlichte am Independence Day einen 10 Punkte Plan für seine nächste 50-jährige Amtszeit. Meiner Meinung geht das auf Dauer nicht gut.
Viele Leute sind Museveni mehr als dankbar, der bei ihnen als der Friedensbringer gilt. Dennoch zitiere ich hier einen guten Freund sinngemäß „Entwicklung funktioniert nur mit Veränderung, ob wir den Präsidenten wechseln sollten/müssen weiß ich nicht. Wenn dann aber friedlich“ Aber wie realistisch ist es das Museveni sein Amt trotz steigendem Unmut der Bevölkerung abgibt?
Ich lehne mich ganz weit aus dem Fenster und behaupte in 10-15 Jahren könnte es in Uganda richtig zur Sache gehen. Wenn die Älteren, die Musevenis „Befreiung“ noch miterlebt haben gestorben sind und die Stimme der jüngeren Bevölkerungsschicht lauter wird.
Ich könnte jetzt noch ausschweifen und eigentlich noch ein paar Fakten liefern, aber ich glaube dann wird’s langweilig für euch und meine Hände sind danach hinüber wegen des vielen Tippens. Wen das Thema interessiert oder wer diskutieren möchte, ihr habt meine Mail-Adresse;)

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