Wie gesagt wollte ich ja noch auf zwei
aktuelle Ereignisse eingehen.
Vorgestern am Mittwoch waren wir mit
nahezu dem gesamten VAD-Staff bei gleich zwei Beerdigungen. Anita die
Chefin des Offices wurde tags zuvor angerufen, dass zwei unserer
Klienten verstorben seien. Mir berichtete man 5 Minuten vor Abfahrt
und fragte ob ich mitkommen wollen würde. Ich war hin und
hergerissen, Jeans und T-Shirt, nicht gerade angemessen. Aber wie
alles hier in Uganda „No problem“. Also fuhr ich mit. Dennoch mit
einem mehr als schlechten Gewissen. Ich kannte beide nicht, war
dennoch total neugierig ob ich wieder so ein Szenario wie vor ein
paar Wochen erleben würde. Ich fühlte mich als Schaulustiger bei
einer Beerdigung (!) ein mehr als unangenehmes Gefühl.
Als wir auf der ersten Beerdigung
ankamen waren bereits um die 100 Leute anwesend. Medie und Abdul
ließen es sich nicht nehmen auf der Hinfahrt Witze zu reißen, „Leon
did you know that if there is a Muzungu coming he needs to lie the
dead man in his grave?“. Das erste was die beiden mir zeigten war
das ausgehobene Grab (übrigens auf dem persöhnlichen
Familienfriedhof zehn Meter vom Haus entfernt). Als ich feststellte,
dass das Loch gerade mal einen Durchmesser von circa 50cm mal 50cm
hatte wunderte ich mich, ob die Ugander die Leiche sozusagen ins Grab
stellen. Dann fiel mir jedoch auf, dass das Loch gerade mal ein Meter
tief war. Ugander sind klein, aber nicht soooo klein. Auf meine
Nachfrage erfuhr ich dann, dass Anita bei dem Telefonat etwas
Missverstanden hatte. Die Tochter des Klienten war gestorben. Ein
Jahr alt ist die kleine Nalongo geworden. Mir wurde schlecht.
Unter einem Zelt wurde dann die
kirchliche Zeremonie begonnen. Ich musste in die erste Reihe. Während
der Zeremonie wurde der Sarg direkt vor meine Füße gestellt. Der
Deckel war halboffen zeigte aber glücklicherweise mit geschlossener
Seite zu mir. Jetzt wurde mir auch bewusst woher die bisherigen
Geräusche kamen, der Sarg wurde aus dem Haus getragen direkt
dahinter die Mutter und vermutlich die Oma, vollends aufgelöst und
bitterlich am weinen. Während der Zeremonie sah die Mutter immer
wieder in den Sarg und fing wieder an zu weinen. Nach der Predigt
hieß der Bruder des Vaters und der Vater selbst den VAD-Staff und
mich explizit willkommen, „You are most welcome Sir, we are so
happy to see you here giving my daughter the last bless.“
Irgendwann war die Zeremonie dann
vorbei und vier Männer trugen den Sarg in Richtung Grab, wir stiegen
ins unser Auto und fuhren zur nächsten Beerdigung.
Dort angekommen, standen wir circa eine
Stunde am Eingang des Grundstücks tranken Soda und fuhren dann
wieder ohne an der Zeremonie teilzunehmen. Anita war hungrig und
wollte los was essen. Abdul wollte zum Fußballtraining. Kurz bevor
wir losfuhren wurde uns allen noch schnell ein voller Teller Essen
ins Auto gereicht. Ich kam mir vor wie ein Schmarotzer.
Abdul erzählte mir, dass Beerdigungen immer um 14 und um 16 Uhr stattfinden, also der Teil in dem der Pfarrer/Priester die kirchliche Zeremonie beginnt.
Abdul erzählte mir, dass Beerdigungen immer um 14 und um 16 Uhr stattfinden, also der Teil in dem der Pfarrer/Priester die kirchliche Zeremonie beginnt.
Die Stimmung auf der Rückfahrt war
schon wieder großartig. Wir nahmen den Pfarrer mit zurück, alle
witzelten über irgendwelche Dinge und aßen ihr Essen. Ich gab den
Teller weiter.
Ein wenig glücklich war ich darüber,
dass es doch noch Menschen gibt die den Tod betrauern. Dabei handelt
es sich im Normalfall aber nur um die näheren Angehörigen. Auf
beiden Beerdigungen wurde nebenbei auch gescherzt und gelacht.
Entfernte Verwandte und Arbeitskollegen wie wir interessiert der Tod
nicht wirklich. Ist wohl zum Alltag geworden.
Ich weiß nicht ob ich das nochmal
mitmachen möchte. Zum einen freut es mich vielleicht ein wenig Trost
den nahen Angehörigen zu schenken (dem ist so auch wenn ich es nicht
verstehe), aber dann müsste ich auch immer wieder feststellen wie
egal es meinen Mitmenschen ist. Das belastet mich schon sehr.
Ich möchte mal wieder mit einem
fröhlicheren Thema euch aus meinem Blog entlassen.
Deshalb erzähle ich nun von der im
Moment hier stattfindenden Kirmes oder Jahrmarkt wie auch immer.
Dienstag war ich das erste mal zu einer Aufführung mit Ronie dort.
Auf der Bühne trat ein durchaus bekannte Musikgruppe auf, daher war
der Eintritt für ugandische Verhältnisse äußerst teuer,
umgerechnet 1,30 €. Doch war das ganze nicht wirklich ein Konzert
sondern eher sowas wie ein Sketch-Musical. Es gab keine Story sondern
immer wieder kleiner Sketche passend zu den Liedern. Etwas eintönig,
weil es immer darum ging wie krieg ich das Mädel rum und wie finden
wir unsere gemeinsame große Liebe. Ob in der Disko, auf der Arbeit,
beim Einkaufen oder sonstwas. Die Intention war immer dieselbe, Liebe
und Sex, ja die sonst sehr prüde ugandische Gesellschaft fand Freude
an diesem Musical. Das ganze war Open-Air, Stühle konnten gemietet
werden und der gesamte Platz war brechend voll. Durch die meist
lustig angehauchten Sketche brach das Publikum sehr oft in Gelächter
aus. Ronie und ich waren ungefährt um 20:30 Uhr dort um 23:30 Uhr
wurde ich dann müde und fragte Ronie wie lange es noch dauert. Er
erklärte mir bis 2 Uhr. Danach verabschiedete ich mich und fragte
mich ernsthaft wie die Ugander das durchhalten. Bis 2 Uhr feiern und
um 7 Uhr aufstehen. Da zeigt sich wieder der „Weak Muzungu“. Um
3:15 Uhr wachte ich in meinem Bett auf und hörte das Musical
immernoch.
Doch ist das nicht das einzig
interessante auf der Kirmes hier.
Nach 15 Minuten, 2 schwitzenden
Puppenspielern, 6 triefend nassen Musikern und einem angeheiterten
Publikum war die Show dann auch wieder zu Ende.
Doch hat die Kirmes noch mehr zu bieten. Überall gibt es kleine Stände an den Klamotten und Schmuck verkauft werden und auch der Zocker kommt auf seine Kosten.
Ob Würfelspiele oder
Geschlickkeitsspiele, wer Glück und Können unter Beweis stellt,
gewinnt.
Das Würfelspiel habe ich nicht
begriffen, ich glaube man setzt auf die vier verschiedene Farben
(Kreuz, Piek, Herz, Caro) und wenn der Leiter deine Farbe würfelt
verdoppelst du deinen Einsatz. Ob die verbleibenden Seiten mit
weiteren Farben versehen oder Nieten sind weiß ich nicht.
Beim Geschicklichkeitsspiel handelt es
sich um sowas ähnliches wie Hufeisen werfen. Hierbei hat man einen
Ring und muss entweder den Ring so werfen, dass er die heiß
begehrten Bierflaschen einzwängt oder man schafft es um einen Stein
der einen gewissen Geldbetrag verspricht.
Bei beiden Spielen habe ich Ronie
gefragt wie gut meine Chancen stehen, er meinte ich hätte keine
Chance. Ich hab mich auf eine Wette eingelassen. Morgen werde ich das
Ringwerfen versuchen. Schaffe ich es ne Flasche Bier zu gewinnen
verdoppelt er meinen Gewinn. Andernfalls muss ich ne Runde schmeißen.
Finde ich durchaus fair. Ich hab mich zwar innerlich schon vom
Gewinnerbier verabschiedet aber ich gebe mein Bestes. Ich berichte
wie es ausgeht.
So diesmal füge ich die Bilder ein, leider ist das hier nicht so möglich wie ich das gerne hätte. Aber die Bilder sehr ihr ja auch so;) Ich hoffe ihr versteht, dass ich auf den Beerdigungen keine Bilder gemacht habe.
So diesmal füge ich die Bilder ein, leider ist das hier nicht so möglich wie ich das gerne hätte. Aber die Bilder sehr ihr ja auch so;) Ich hoffe ihr versteht, dass ich auf den Beerdigungen keine Bilder gemacht habe.
Damit ein schönes Wochenende, wünscht
Leon