Dienstag, 4. September 2012

Ugandische Verwaltungsarbeit

Heute muss ich euch von einem für mich mehr als verrücktem Tag berichten.
Aus Mangel an Arbeit, beschäftige ich mich mit meinen eigenen Projekten. Blöd gesagt ist ein Projekt Medi. Einer meiner Arbeitskollegen und inzwischen guter Kumpel. Er hat mit seinen circa 30 Jahren schon einiges erlebt, viel negatives dabei, seine Geschichte möchte ich aber nicht im Netz veröffentlichen.
Daher versuche ich ihm in seinem Privatleben unter die Arme zu greifen. So auch heute.
Wir sind heute nach Mpigi Town gefahren, dort steht das District-Office. Ich bin mitgefahren, weil Weiße angeblich dazu beitragen, dass Vorgänge schneller und besser bearbeitet werden.
Grund für den Besuch, Medi plant einen Hausbau, den muss man absegnen lassen. Zusätzlich dazu will er einen Reisepass beantragen. Um 9 Uhr gings los, nach 40 Minuten im Office angekommen.
Meeting mit der Chairperson wegen des Hausbaus. Kein Problem. Eine Stunde größtenteils privater Natur und Medi war mit Empfehlung an den Sachverständigen weitergeleitet und wird bearbeitet.
Weiter geht es im riesigen Haus zu Büro XY Nummer 1. Reisepass. Dort erfahren wir, dass Medi seine Anträge zweimal kopieren soll. Dann in Büro XY Nummer 2, einen Stempel auf allen abholen und dann wieder zu ihm. Alles klar Kopien gemacht, natürlich im einen Kilometer entfernten Copyshop, sowas bieten die gefühlten 300 Offices nicht an. Stempel nach circa 1h  Wartezeit auf allen Dokumenten, im Büro XY Nummer 1 um 13:25 Uhr erklärt man uns: "No Chance, Lunch Time till 2 o'clock" Ich werde schon ein wenig ungehalten, Medi beruhigt mich und wir gehen etwas essen. Punkt "2 o'clock" stehen wir auf der Matte, Büro abgeschlossen... Nach 15 min kommt der Sachbearbeitende und erklärt uns innerhalb einer (!) Minute, dass wir zum Police-Office müssen und den Antrag dort absegnen lassen. Er benötigt eine weitere Minute um die Blätter zu unterschreiben. Auf dem 5 km lagen Weg zum Police-Office rege ich mich lautstark über diesen *piep* auf. Medi bleibt noch gelassen. Im Police-Office angekommen tritt mich ein Pferd, die Dame erzählt uns, dass wir eine weitere Kopie brauchen. Ich resigniere. Copy-Shop und zurück. Die Dame schickt uns in ein anderes Büro, abgeschlossen. Wir runter zum Eingangsbereich und fragen den dortigen Polizisten ob er weiß wo sich der Besitzer des Büros befindet, er verneint genauso wie die Frage nach seiner Handynummer. Dann registriert er, dass ich zu Medi gehöre und fragt mich aus. Danach sagt er ohne ein Gefühl von Scham oder sonstwas, "Get me some Airtime for 2000 Schillings and I'll call him". Hinter ihm hängt ein Schild: Polizeiliche Auskünfte sind ein Recht, bezahlen sie nicht dafür (So die sinngemäße Übersetzung), darunter eine Nummer, falls sowas passiert. Ich bin kurz davor dort anzurufen, Medi hält mich ab. Gesagt getan. Nach 10 Minuten trifft der Besitzer ein, alles kein Problem nach weiteren 15 Minuten ist die Police-Geschichte erledigt. Der korrupte Bulle geht mir nicht aus dem Kopf ich überlege laut wie man ihn bestrafen könnte. Medi: "This is africa" Ich: "Sometimes africa sucks!"
Im Headoffice im Büro XY Nummer 1 angekommen werden wir vom Beamten, der die ganze Zeit privat telefoniert, in Büro XY Nummer 3 geschickt. Dort sollen wir nur einen Stempel und eine Unterschrift einholen, nach einer Stunde Wartezeit und einer Stunde diskutieren, kommen wir zurück ins Büro XY Nummer 1, der schickt uns nach überprüfen zum Büro XY Nummer 4. Mittlerweile ist es 17:30 Uhr, das Büro hat geschlossen. Zurück vorm Büro XY Nummer 1, der Beamte scheint auch abgehauen zu sein.
Der *****-Antrag ist fertig und muss nur noch abgegeben werden und alle ver****** sich?! Ich bin dem Siedepunkt nahe. Im Büro XY Nummer 2 nimmt man uns eine Kopie fürs Büro XY Nummer 4 ab und versichert sie morgen doch einzureichen. Endlich. Um 19 Uhr endlich zuhause angekommen.
Jetzt muss Medi in den kommenden Wochen nur noch nach Kampala ins International-Affairs-Office die Originale abgeben und warten.
Ich habe mich für diesen Trip entschuldigt, dass mach ich nicht nochmal mit ohne einem an die Gurgel zu springen.
Laut Medi hätte er ohne mich 3-4 Mal hintereinander hingemusst. Ich glaube ihm nicht. Bin nur noch genervt...

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