Dienstag, 11. September 2012

Der Tod kommt krass

In letzter Zeit verfolgt mich der Tod so ein wenig habe ich das Gefühl und der schock über die Reaktionen sitzen tief.
Harmlos fing es letzten Donnerstag an, mein größter WG-Mitbewohner Gecko: Flitzi (ich habe ihn so getauft weil immer wegflitzt wenn er mich sieht) lag Tod neben der Toilette. Ich ein wenig traurig gestimmt, während MamaCindy, die Maid des Compounds lacht und scherzt er wäre am Gestank gestorben. Makaber...
Am Freitag auf meiner Fahrt nach Kampala habe ich dann den ersten Tot miterlebt bzw. das Resultat. Kurz vor Mpigi hat es einen Boda-Fahrer wohl von seiner Maschine geschmissen. Der Grund ungeklärt. Ein riesige Traube bildete sich um den mit einem zerschlissenen Tuch abgedeckten Toten. Gut ich gestehe ich habe in Indonesien schonmal einen Verkehrstoten miterlebt auch dort hat sich niemand so wirklich daran gestört, wage ich jetzt mal zu beurteilen.
Aber hier bin ich irgendwie schockiert. Direkt neben dem Toten beginnt die Menschenmasse zu diskutieren. Meine im Matatu mitfahrenden Reisenden erklären so gut es geht. Ein paar Boda-Fahrer diskutieren was passiert ist wer Schuld ist. Eine andere Diskussion geht darum ob und wer die Verwandten sind und wer die jetzt holen geht oder nicht.
Aber der Knaller kommt noch. Zwei relativ junge Menschen streiten sich beide die Hände am Boda um das Motorrad des Toten. Ob die Leichenstarre überhaupt schon eingesetzt hat wage ich zu bezweifeln. Grotesk! Auf der Weiterfahrt im Matatu, die Stimmung heiter. Man witzelt über tragische Unfälle und jeder erzählt die tollste Verkehrsunfallgeschichte die er kennt. Ich schweige den Rest der Fahrt.
Eine dritte Story habe ich aber noch. Gestern als wir im Team-Meeting sitzen klingelt Anitas Telefon. Nachdem Telefonat geht es erstmal thematisch weiter bis sie dann beiläufig mir gegenüber erwähnt, dass ihre Oma gestorben sei. Ich versuche mein Beileid auszudrücken, gar nicht so einfach auf Englisch wenn man ein bisschen mehr als „Sorry“ sagen will. Sie winkt ab, „No Problem, she was old!“ Mein Kumpel Abdu setzt dem ganzen die Krone auf als er Anita scherzhaft 100 Schilling für das Begräbnis zuwirft. Nach dem Meeting verabschiedet sich Anita genervt und meint sie müsse jetzt auch noch das Begräbnis organisieren. Frei nach dem Motto: Ich hab ja nichts besseres zu tun.

Ich bin irritiert, schockiert und ein wenig angewidert. Das ein Menschenleben hier weniger bedeutet war mir klar, aber wie wenig, finde ich erschreckend.
Ich frage mich wie sie reagieren wenn ich nen Sarg bräuchte? Ob meine Hautfarbe ihnen auch dann mehr Trauer ins Gemüt schreibt. Ich hoffe nicht!

1 Kommentar:

  1. Traurig. Offensichtlich ist der Umgang mit dem Tod, vor allem dem in der Verwandtschaft, in Uganda ganz anders als in Südafrika. Ich erinnere mich an Wolfgangs Erzählungen, dass die Menschen dort große Strapazen auf sich nehmen, um zu Beerdigungen weit entfernt lebender Verwandter zu fahren. Pass auf Dich auf.
    Liebe Grüße

    Reiner

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