In letzter Zeit verfolgt mich der Tod
so ein wenig habe ich das Gefühl und der schock über die Reaktionen
sitzen tief.
Harmlos fing es letzten Donnerstag an,
mein größter WG-Mitbewohner Gecko: Flitzi (ich habe ihn so getauft
weil immer wegflitzt wenn er mich sieht) lag Tod neben der Toilette.
Ich ein wenig traurig gestimmt, während MamaCindy, die Maid des
Compounds lacht und scherzt er wäre am Gestank gestorben. Makaber...
Am Freitag auf meiner Fahrt nach
Kampala habe ich dann den ersten Tot miterlebt bzw. das Resultat.
Kurz vor Mpigi hat es einen Boda-Fahrer wohl von seiner Maschine
geschmissen. Der Grund ungeklärt. Ein riesige Traube bildete sich um
den mit einem zerschlissenen Tuch abgedeckten Toten. Gut ich gestehe
ich habe in Indonesien schonmal einen Verkehrstoten miterlebt auch
dort hat sich niemand so wirklich daran gestört, wage ich jetzt mal
zu beurteilen.
Aber hier bin ich irgendwie schockiert.
Direkt neben dem Toten beginnt die Menschenmasse zu diskutieren.
Meine im Matatu mitfahrenden Reisenden erklären so gut es geht. Ein
paar Boda-Fahrer diskutieren was passiert ist wer Schuld ist. Eine
andere Diskussion geht darum ob und wer die Verwandten sind und wer
die jetzt holen geht oder nicht.
Aber der Knaller kommt noch. Zwei
relativ junge Menschen streiten sich beide die Hände am Boda um das
Motorrad des Toten. Ob die Leichenstarre überhaupt schon eingesetzt
hat wage ich zu bezweifeln. Grotesk! Auf der Weiterfahrt im Matatu,
die Stimmung heiter. Man witzelt über tragische Unfälle und jeder
erzählt die tollste Verkehrsunfallgeschichte die er kennt. Ich
schweige den Rest der Fahrt.
Eine dritte Story habe ich aber noch.
Gestern als wir im Team-Meeting sitzen klingelt Anitas Telefon.
Nachdem Telefonat geht es erstmal thematisch weiter bis sie dann
beiläufig mir gegenüber erwähnt, dass ihre Oma gestorben sei. Ich
versuche mein Beileid auszudrücken, gar nicht so einfach auf
Englisch wenn man ein bisschen mehr als „Sorry“ sagen will. Sie
winkt ab, „No Problem, she was old!“ Mein Kumpel Abdu setzt dem
ganzen die Krone auf als er Anita scherzhaft 100 Schilling für das
Begräbnis zuwirft. Nach dem Meeting verabschiedet sich Anita genervt
und meint sie müsse jetzt auch noch das Begräbnis organisieren.
Frei nach dem Motto: Ich hab ja nichts besseres zu tun.
Ich bin irritiert, schockiert und ein
wenig angewidert. Das ein Menschenleben hier weniger bedeutet war mir
klar, aber wie wenig, finde ich erschreckend.
Ich frage mich wie sie reagieren wenn
ich nen Sarg bräuchte? Ob meine Hautfarbe ihnen auch dann mehr
Trauer ins Gemüt schreibt. Ich hoffe nicht!
Traurig. Offensichtlich ist der Umgang mit dem Tod, vor allem dem in der Verwandtschaft, in Uganda ganz anders als in Südafrika. Ich erinnere mich an Wolfgangs Erzählungen, dass die Menschen dort große Strapazen auf sich nehmen, um zu Beerdigungen weit entfernt lebender Verwandter zu fahren. Pass auf Dich auf.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Reiner